Stand: 29.04.2020
Haustiere und das neue Coronavirus
Da uns immer mehr Anfragen besorgter Haustierbesitzer erreichen, möchten wir gerne auch auf diesem Weg für etwas Aufklärung sorgen:
Grundsätzlich konnten Viren schon immer von Mensch auf Tier und umgekehrt übertragen werden. Meistens ist es jedoch die Übertragung vom Menschen auf das Tier, weil wir uns beispielsweise in die Hand niesen und dann dem Tier über die Schnauze streicheln. Wer aber sehr engen Kontakt zu seinem Tier hat und sich häufig durchs Gesicht lecken lässt, kann auch auf diesem Weg infiziert werden. Tiere können sich natürlich untereinander anstecken: durch gegenseitiges Belecken oder durch Schnuppern an einem Kothaufen bzw. Urinpfütze.
Das derzeit grassierende Virus „SARS-CoV-2“ ist ein (Beta-) Coronavirus der Familie Coronaviridae und verursacht beim Menschen die Erkrankung COVID-19. Es gibt viele Coronaviren, die u.a. Säugetiere, Vögel und Fische infizieren können. Die bereits bekannten Coronavirusinfektionen bei Hund und Katze werden von (Alpha-)Coronaviren verursacht. Diese führen z.T. zu milden Symptomen des Magendarms; bei der Katze wird die feline infektiöse Peritonitis (FIP) durch so einen Coronavirus ausgelöst. Diese Viren unterscheiden sich stark vom neuen Coronavirus SARS-CoV-2. Derzeit wird davon ausgegangen, dass das SARS-CoV-2-Virus in China von Fledermäusen auf den Menschen übertragen wurde.
Ist das neue Coronavirus eine Gefahr für Hunde und Katzen?
Aktuell ist die Antwort klar: NEIN. Bisher wurde in keinem Land mit vielen COVID-19 Infektionen eine SARS-CoV-2 Infektion bei Hunden und Katzen nachgewiesen. Experten gehen davon aus, dass ein zweiter Sprung zwischen Spezies (erst von Fledermaus auf den Menschen und dann auf eine anderes Lebewesen) äußerst unwahrscheinlich ist. Das Wissen zu diesem Coronavirus nimmt jedoch täglich zu und wir müssen weiterhin die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse beurteilen. Bei einem in Hong Kong positiv getesteten Hund hatte sich der Besitzer mit SARS-CoV-2 infiziert, ein Abstrich der Maul- und Nasenhöhle des Hundes wurde dann schwach positiv auf das Virus getestet. Der Hund zeigte keine Krankheitssymptome. Man geht davon aus, dass das positive Resultat durch eine Kontamination der Schleimhaut des Hundes entstand.
Kann mein Hund oder meine Katze das neue SARS-CoV-2 auf mich übertragen?
Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist von Mensch-zu-Mensch übertragbar. Der Hauptübertragungsweg ist über Tröpfchen. Die Übertragung kann direkt von Mensch-zu-Mensch über die Schleimhäute geschehen oder auch indirekt über Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut oder der Augenbindehaut in Kontakt kommen. Es gibt aktuell auch keine Hinweise, dass Haustiere eine Rolle bei der Übertragung von SARS-CoV-2 spielen. Nichtsdestotrotz sind beim Umgang mit Haustieren immer generelle Hygienemaßnahmen einzuhalten.
Muss ich den Kontakt mit meinem Hund oder meiner Katze vermeiden, wenn ich an COVID-19 erkrankt bin?
Nach derzeitigen Wissensstand: NEIN. Die schon erwähnten Hygienemaßnahmen müssen aber weiter eingehalten werden sowie natürlich die Anweisungen der Gesundheitsbehörden.
Wenn bei mir der Verdacht einer SARS-CoV-2 Infektion besteht oder bereits eine gesicherte Diagnose vorliegt – was MUSS ich Für meine Tiere tun?
Da COVID-19 bei einigen Personen zu einer sehr schweren Atemwegserkrankung führt ist es ratsam, den Kontakt zu anderen Lebewesen, einschließlich ihren Haustieren, einzuschränken. Dies ist dadurch bedingt, dass Ihr Immunsystem in dieser Zeit extrem belastet ist.
Sollte Ihr Haustier während Ihrer eigenen Quarantänezeit erkranken und tierärztliche Hilfe benötigen, kontaktieren Sie telefonisch Ihren Haustierarzt und informieren Sie ihn ausdrücklich über die Quarantänesituation. Die Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19 für das Personal in der Tierarztpraxis über die mit Ihnen lebenden Haustier ist minimal, da dort mit den gebotenen Hygienemaßnahmen gearbeitet wird.
Sollte dann wirklich der Corona-Test bei Ihrem Tier positiv verlaufen, können wir alle notwendigen Maßnahmen erfüllen, da wir in der Kleintierklinik Knoop schon seit Jahren die Quarantänestation des Veterinäramtes Paderborn unterstützen (z.B. bei Verdachtsfällen im Flugverkehr).
Stellt sich jedoch heraus, dass Ihr Tier nicht mit dem Virus „SARS-CoV-2“ infiziert ist, sondern eine andere Erkrankung hat, werden wir nach einer eingehenden Diagnostik die richtige Therapie einleiten.
Was muss ich beachten, wenn ich Kontakt mit Tieren von COVID-19 erkrankten Personen habe?
Wie erwähnt wird SARS-CoV-2 von Mensch zu Mensch beim Niesen und Husten oder durch engen Kontakt übertragen. Viren können auch indirekt über Gegenstände übertragen werden. SARS-CoV-2-Viren können auf Gegenständen – dazu gehören auch Haustiere – bei Raumtemperatur bis zu zwei Tage lang infektiös bleiben. Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern ihre Lebensdauer. Daher ist es wichtig, bei Kontakt mit Tieren aus Haushalten mit an COVID-19 erkrankten Personen die empfohlenen Hygienemaßnahmen strikt einzuhalten.
Wie sieht es aus mit einer Impfung?
Die bekannten Coronavirus-Impfungen für Katzen (FIP-Impfung) oder Hunde schützen nicht gegen COVID-19. Eine SARS-CoV-2 Impfung ist aktuell nicht erhältlich.